Antigen-Tests sind unzuverlässig . angeblich

Das Argument #Schnelltests erkennen nur einen geringen Teil der Infizierten und seien weniger sensitiv als die PCR wird leider immer wieder in Zusammenhang mit der Unzuverlässigkeit dieser Tests angeführt.

Wissenschaflich/mediales Unverständnis oder doch Irreführung ?

Spoiler vorab: Das Argument stimmt.

Die Schlussfolgerung daraus (Antigen-Tests sind unzuverlässig) stimmt aber nicht.

Im Grunde ist dies so, als würde behauptet werden konventionelles Röntgen wäre fehl am Platze, weil es nicht so sensitiv ist wie die Computertomografie.

Was die SZ hier offensichtlich ungeprüft verbreitet ist die Aussage eines renommierten Virologen (Prof. O. Keppler, Uni München), der sich darüber empört, dass nur 60% der Schnelltests von COVID-Pat. bei stationärer Aufnhahme positiv sind, im weiteren kl. Verlauf nur 31%.
Diese Aussage ist befremdlich, weil eigentlich nichts anderes zu erwarten wäre. Die Aufnahme erfolgt im Schnitt um den 10. Tag der Infektion, also zu einem Zeitpunkt, zu dem in der Regel die infektiöse Phase abklingt oder bereits abgeklungen ist.
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Was hier offensichtlich nicht verstanden wurde, ist, dass #Schnelltests nicht dazu da sind eine Infektion zu diagnostizieren. Sie sind dazu da, hohe Viruslasten, und damit das Potenzial jemand anderen anzustecken zu erkennen (Infektiosität NICHT Infektion)

Daher sind Antigen-Test, anders als PCR-Tests über die ersten 10-14 Tage eben nicht mehr positiv, trotz bestehender Infektion. Gerade diese Tatsache macht diese Tests so effektiv für ein Screening. Sie sieben infektiöse Virusträger aus und lassen nicht-infektiöse unbeachtet.

Wenn Prof. Keppler sich im weiteren Verlauf der stationären Behandlung darüber wundert, dass die Ag-Tests nur noch in 31% der Fälle detektieren (normales Phänomen nach Tag 10 abkl. Infektiösität), ist fraglich, ob das Detektionsprinzip der Tests überhaupt verstanden wurde.

Auch journalistisch ist es bedauerlich, dass das Thema nicht kritisch aufgegriffen und hinterfragt wurde. Im Grunde zerreden wir uns hier ein Mittel, das wir im weiteren Verlauf der Pandemie dringend brauchen werden. Wie die Grafik zeigt, benötigen wir keinen perfekten Test

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Diese Form der Berichterstattung und Tweets führt zu Unsicherheit in der Bevölkerung. Für Public-Health-Maßnahmen ist die Informiertheit und Involviertheit der Bevölkerung aber extrem wichtig. Desinformation und Unsicherheit sind hier Gift.

Dies soll aber kein grundsätzlicher Verriss sein. Es gibt natürlich auch Journalisten, die das Prinzip des Public-Health-Screenings gut verstanden haben. Dennoch überwiegen mMn grundsätzliche Missverständnisse in der medialen Darstellung.

Skandalschlagzeilen wie: “Die Antigen-Tests erkannten nur rund 60 Prozent der Erkrankten” sollten systematisch durch gute Informationen ausgetauscht werden.

Wir schießen uns ansonsten ins eigenen Knie in der Pandemiebewältigung.<<